Das Spitalwesen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Heilung von Krankheiten dank des medizinischen Fortschritts zunehmend verbessert wurde, waren Spitäler vor allem Versorgungsanstalten und Hospize.
Der Begriff „Hospital“ leitet sich vom lateinischen Wort hospitalis ab, welches gastfreundlich bedeutet. In den Hospitälern des Mittelalters und der frühen Neuzeit fanden vor allem Randständige und mittellose Kranke Zuflucht und Pflege. Wer hingegen wohlhabend war und über ein soziales Netz verfügte, konnte sich im eigenen Heim ärztlich versorgen oder pflegen lassen. Aber Menschen in Armut oder am Rande der Gesellschaft hatten diese Möglichkeiten nicht und waren auf wohltätige Einrichtungen angewiesen. Bereits ab dem Ende des 13. Jahrhunderts entstanden spezielle Häuser für Erkrankungen. So zum Beispiel das Leprosorium für Aussätzige oder das Blatternhaus für Syphiliserkrankte.
Die Versorgung der Insassen und der Unterhalt der Spitäler waren durch Spenden und Schenkungen von Privatleuten und Zünften möglich. Denn wohltätige Gaben oder Arbeiten waren im Mittelalter der beste Weg, um sich das eigene Seelenheil im Jenseits zu sichern. Man konnte Essen und Getränke ausgeben, Kleidung spenden, Fremde beherbergen, Kranke pflegen oder Verstorbene begraben. Oder man spendete Geld oder Gaben an wohltätige Organisationen wie Spitäler.
Wie es im Heiliggeistspital zuging
Im Heiliggeistspital in Bern lebten die Armen, Bettler*innen und Alten auf engstem Raum. Zusammen schlief man in einem grossen Gemeinschaftsraum. Ab 1435 wurden die Kranken von den übrigen Bewohner*innen getrennt und kamen in die sogenannte „Siechstube“.
Insassen, die sich nicht an die Hausregeln hielten wurden hart bestraft. Entweder mit Essensentzug, körperlichen Strafen oder Rauswurf.
Apropos Essen: Historische Quellen belegen, dass die Insassen des Heiliggeistspitals im Jahr 1534 pro Woche 7 Brote, 3 Pfund Schaf- oder Rindfleisch, dreierlei Muskorn1 für Getreidebrei und samstags 3 Becher Milch erhielten. Das war für den damaligen Lebensstandard nicht wenig.
1Muskorn: "für die Herstellung von Alltagsspeisen kleingestampftes Korn" (Quelle)